Einen wunderschönen Sonntag, meine Lieben,
seit zwei Wochen freue ich mich schon auf diesen Beitrag! Am 6. Mai feierte eine meiner ältesten und besten Freundinnen ihren Junggesellinnenabschied und hatte dafür einen ganz besonderen Wunsch. Wie Ihr wisst, bin ich in der Pfalz geboren und aufgewachsen. 24 Jahre lebe ich nun schon hier und dennoch würde ich nie behaupten, diese Region in- und auswendig zu kennen. Es gibt immer wieder Neues zu entdecken und Außergewöhnliches zu bestaunen. Und eben so etwas hat sich meine Freundin gewünscht: eine Lama-Wanderung!
Dass man in der Pfalz wandern gehen kann, ist jedem klar. Doch von Lama-Wanderungen hatte ich vorher noch nie gehört. Umso merkwürdiger hat sich dieser Wunsch, mit Lamas hier in der Pfalz zu wandern, zunächst angehört. Vor meinem geistigen Auge spielten sich Bilder aus Dokumentarfilmen über die Anden ab, wo diese Vierbeiner die steinigen Berghänge hochkraxeln. Als Zweites fiel mir der Disney-Film „Ein Königreich für ein Lama ein“. Aber was ich mir unter einer Lama-Wanderung vorstellen sollte, wusste ich immer noch nicht. Einige von unserer Junggesellinnengruppe stellten sich auch die Frage, ob wir auf den Lamas reiten würden – Himmel, Hilfe! Schlimme Erinnerungen ans Pony-Reiten kamen in mir auf. Sagen wir es mal so, meine Haltung Lamas gegenüber war zunächst etwas skeptisch. Was, wenn die bockig werden oder spucken würden? Eins kann ich Euch jedenfalls versichern: Meine Meinung über die flauschigen Vierbeinern hat sich um 180 Grad gedreht!
Doch von Anfang an. An eben jenem Samstag fuhren wir alle zusammen nach Ungstein zu Anja und Michael Börstler, die die Lama-Wanderung veranstaltet haben. Die erste Überraschung war gleich, dass das Navi uns in eine ganz normale Wohnsiedlung führte. Wir hatten eher einen Bauernhof erwartet. Michael nahm uns gleich in Empfang und führte uns in den großen Garten hinter dem Haus. Und da standen sie schon alle auf der Wiese, ein gutes Dutzend Lamas. Wir waren erstmal alle erschrocken, wie groß die doch waren. Locker ein bis zwei Köpfe überragten sie uns; der Chef der Bande, namens Bugatti, bestimmt gleich drei. Laut Michael unterscheiden sich seine Lamas nur durch eines: Die einen sind brav, die anderen noch „bräver“. Wie beruhigend! Aber tatsächlich: Alle knabberten friedlich am Gras und beäugten neugierig ihre heutigen Wanderkameraden – uns. Bevor es losging, gab es eine kleine Unterrichtsstunde von Michael über Wissenswertes zum Thema Lamas: wo sie herkommen, welche Arten es gibt und wie Lamas gehalten werden. Die große Wiese hinter dem Haus ist nur eine von vielen Flächen, wo die Lamas bei den Börstlers leben. Welche Vorteile so ein Lama bei der Rasenpflege hat, ist wirklich beneidenswert! Einen besseren Rasenmäher kann man sich nicht wünschen. Als Nächstes fragte uns Michael, was wir hören würden. Hm? Ok, ein Flugzeug vom Flugplatz in Ungstein flog gerade über uns hinweg. Auf dem Grundstück nebenan krähte ein Hahn. Wir kamen nicht drauf, was er genau meinte. Aber dann machte es Klick: Wir hörten alles Mögliche, außer die Lamas. Also ein Hahn macht definitiv mehr „Krach“ als eine ganze Herde Lamas. Unglaublich, aber wahr!
Schließlich war der große Moment gekommen und jedem von uns wurde ein Lama zugeteilt. Unsere Braut in spe war als Erste dran und suchte sich das Alpaka namens „Krümel“ aus, der uns als Einziger nicht überragte. Mein Lama hieß „Pino“, einer der noch „Bräveren“. Ehrlich gesagt war ich mehr als nervös neben diesem Tier zu stehen, das ich noch nie zuvor in echt gesehen hatte! Aber alle machten so einen lieben Eindruck und waren überhaupt nicht nervös oder unruhig uns gegenüber. Um das Eis zu brechen, bekamen wir alle Bürsten in die Hand, mit denen wir unseren Lamas durchs Fell kämmen durften – zum besseren Kennenlernen sozusagen. Auch die Lamas genießen so eine kleine Beautybehandlung und man spürt, wie weich ihre Wolle ist! Während die Lamas ausgehfertig gehalftert und gesattelt wurden, bekamen wir noch eine Einweisung in das Führen eines Lamas, die theoretische Lama-Führerscheinprüfung sozusagen, die praktische folgte ja eh gleich im Anschluss – ohne Sicherheitsgurt oder Handbremse! So einfach, wie Michael uns das Ganze vorführte, war es dann aber tatsächlich auch für uns! Wenn wir losliefen, lief auch das Lama. Blieben wir stehen, machte es uns das gleich nach. Wechselten wir die Richtung, folgte uns das Lama auf Schritt und Tritt. Einfacher hätte es gar nicht sein können und auch in der Praxis klappte das ohne Probleme! Michael und Anja kennen ihre Lamas einfach und man merkt, welch vertrauten Umgang die beiden mit ihren Tieren haben.
Eine Frage beschäftigte uns aber immer noch: Wie war das nochmal mit dem Spucken??? Michael gab Entwarnung. Natürlich können Lamas spucken, aber nur, wenn sie geärgert oder provoziert werden. Das hatten wir sicher nicht vor! Um uns jedoch zu zeigen, wie das aussieht, wenn ein Lama mal spuckt, kitzelte er ein Lama am Rücken, das kurz darauf wie ein Wal, eine Fontäne aus dem Maul ausstieß. Dabei muss man wissen, dass Lamas drei Mägen haben und das Hochziehen der Spucke nicht zu überhören ist. Ok, keine schöne Vorstellung. Aber genauso unschön ist die Spucke, die nicht nur nass ist, sondern vor allem eklig riecht, wie Michael uns erklärte. Das Geräusch, das ein Lama von sich gibt kurz bevor es spuckt, kann man also auch als Warnsignal interpretieren. Attacke in 3,2,1 … und wer sich bis dahin nicht in Sicherheit gebracht hat … naja.
Unsere Lama-Wanderung ging los, nachdem einige der Lamas noch mit Proviant für unsere Pause beladen worden waren. In einer Karawane stellten wir uns auf und ab ging es mit unseren Vierbeinern in die Weinberge. Neben Krümel, Bugatti und Pino gingen Cappucino, Diego, Bonito, San Petro, Cornetto, Cinnemon und Lima mit uns auf Tour. Unser Ziel war das Römische Weingut Weilberg oberhalb von Ungstein. Zunächst war das Laufen mit einem Lama neben mir etwas ungewohnt, aber es hat wirklich Spaß gemacht und die Tiere sind so entspannt, dass man schnell ein Gefühl dafür bekommt und das Wandern auf die etwas andere Art richtig genießt! Aufgrund ihrer Polster an den Sohlen (Lamas sind Schwielensohler) machen den Lamas auch steinige Untergründe nichts aus und ihre Schritte sind überhaupt nicht zu hören. Zwischendurch gab es ab und zu mal einen Nieser von einem der Lamas, was wir anfänglich als Spuckangriff interpretierten und schon vorsorglich in Deckung gingen, aber Entwarnung, auch ein Lama juckt es mal in der Nase. Unterwegs waren wir das Highlight schlechthin. Radfahrer blieben stehen, um Fotos zu machen, und auch andere Wanderer waren fasziniert von unserer Truppe. Wem kann man‘s verübeln – ich hab sowas vorher auch noch nie gesehen! Die Lamas waren die Stars, aber selbst ganz unbeeindruckt von dem Trubel um sie herum.
Am Weilberg angekommen, gab es für die Lamas und uns eine Futterpause. Anja und Michael haben eine leckere Auswahl an Wurst und natürlich auch Wein dabei gehabt, der aus den tollen Lama-Dubbegläsern getrunken wurde! Für unsere Braut in spe war es an der Zeit, einige Aufgaben zu erfüllen und auch Michael hatte eine spezielle Lama-Aufgabe für sie: das Lama über eine der Mauern springen lassen. Lamas sind in der Lage, aus dem Stand bis zu 1,50 m hoch zu springen. Und tatsächlich: Mit Anlauf sprang Bugatti über die Mauer! Nach der Pause ging es noch unterhalb des Weilbergs zur Römerkelter, wo Zeit war für ein Gruppenfoto von uns mit den Lamas, die mal mehr und mal weniger motiviert waren in die Kamera zu schauen. Durch die Weinberge und den Ort ging es zurück zum Haus der Börstlers, wo wir alle noch unsere offizielle Urkunde, den so genannten Lama-Führerschein, erhielten – mit Bravour bestanden!
Ich kann Euch nur sagen, es war so ein wunderschönes Erlebnis! Die flauschigen Vierbeiner sind so was von geduldig und lieb! Ich würde jederzeit wieder eine Lama-Wanderung machen und kann Euch daher nur ans Herz legen, dieses Wandererlebnis der besonderen Art mal auszuprobieren!
Hier gehts zur Internetseite der Börstlers und ihren Lama-Wanderungen!
Bis ganz bald,
Eure Bina
Wunderbare Pfalz! – Es ist schön, immer wieder etwas Neues zu erfahren, vor allem wenn es so toll und liebevoll beschrieben wird, wie von dir, liebe Bina. 🙂